Wir befürchten einen #PraxenKollaps
Warum dieser Protest?
Die Politik lässt die Praxen – und damit Sie als Patientin und Patient - im Regen stehen. Wir haben sehr lange die Füße stillgehalten und haben nichts dazu gesagt. Jetzt melden wir uns zu Wort, weil wir uns um den Fortbestand der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung sorgen. Wir befürchten einen #PraxenKollaps.
Wie ernst ist es?
Dass es ernst ist, merken Sie vermutlich am eigenen Leib. Viele Praxen schließen. Menschen werden in Praxen nicht mehr aufgenommen. Wartezeiten steigen, Sprechzeiten werden reduziert. Das medizinische Angebot wird heruntergefahren. Wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert, wird es noch schlimmer. Die deutsche Gesundheitspolitik fährt die ambulante Versorgung in Praxen - um die uns bisher die ganze Welt beneidet - vor die Wand!
Was ist das Problem?
Es gibt viele Probleme. Unsere Arbeit wird hauptsächlich durch diese vier Punkte gestört:
- Bürokratie-Wahnsinn
- Unterfinanzierung
- Fachkräftemangel
- schlechte Gesetze
Bürokratie-Wahnsinn
Die Zeit, die ein Arzt oder Psychotherapeut für die Behandlung von Patienten zur Verfügung hat, nimmt seit einigen Jahren stetig ab. Der wichtigste Grund dafür: die Bürokratie. Rund 7,4 Stunden verbringen Ärzte in der Woche mit Verwaltungsarbeit. Statistisch muss jede Praxis pro Jahr 60 Arbeitstage für Bürokratie aufwenden. Das sind 60 Arbeitstage bzw. fast drei (!) Monate im Jahr, die für die Behandlung von Patienten fehlen!
Natürlich müssen bestimmte Dinge dokumentiert werden und Bürokratie ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Aber in der ambulanten Medizin ist das vernünftige Maß bei Weitem überschritten.
Unterfinanzierung
Stellen Sie sich vor: Sie gehen ganz normal Ihrer Arbeit nach. Und stellen Sie sich dann vor, dass dann jemand bestimmt, dass Sie zu fleißig waren und deshalb ein Teil ihres Gehaltes einbehalten wird. Eine absurde Vorstellung? Völlig abwegig? Für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten ist das der Alltag. Budgetierung heißt der Fachbegriff dafür. Von Praxis zu Praxis wirkt dieser Mechanismus unterschiedlich, aber man kann sagen, dass im Schnitt etwa zehn Prozent der Einnahmen vorenthalten werden, weil sich Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Teams um „zu viele Patienten“ kümmern! Auf ganz Deutschland gerechnet sprechen wir von 2 Mrd. Euro.
Neben der Budgetierung ärgert die Praxen, dass sie seit Jahren im Vergleich zu den Krankenhäusern schlechter gestellt werden. Obwohl 90 Prozent aller Krankheitsfälle von Haus- und Fachärzten in Praxis behandelt werden, kümmert sich die Politik zu 100 Prozent nur um Krankenhäuser.
Ein weiteres großes Ärgernis: Während Handel, Handwerk und Co. ihre Preise erhöhen und an die gestiegenen Kosten anpassen können, dürfen niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten das nicht. Die Kosten wachsen, die Einnahmen bleiben gleich. Das liegt an einem komplizierten System, das zu diesem makabren Umstand führt: In den vergangenen 15 Jahren blieb die Entwicklung der Praxiseinnahmen unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate (Inflation). Jedem muss klar sein, dass ein kaputt gespartes System irgendwann zusammenbricht.
Fachkräftemangel
Das Gehalt einer ausgebildeten Medizinischen Fachangestellten (MFA) liegt im Mittel bei 2.650 Euro brutto. Ärzte und MFA sind sich einig: Das ist zu wenig für diesen anspruchsvollen Job. Deshalb suchen viele MFA das Weite, die eigentlich sehr glücklich mit ihrer Arbeit in den Praxen sind.
Als Sozialversicherungsfachangestellte bei einer Krankenkasse bekommen sie 4.200 Euro brutto. Übrigens finanziert aus den Krankenkassenbeitragen der Versicherten – also von Ihrem Geld. Oder die MFA wechseln in die Pflege, wo sie staatlich gestützt ebenfalls besser verdienen können. Letzten Endes finanziert aus Steuergeld und Krankenversicherungsbeiträgen.
Im Wettbewerb um diese wichtigen Mitarbeiter haben Praxen kaum noch eine Chance. Ohne MFA gibt es bald keine Praxen mehr.
Schlechte Gesetze
Die Liste ist lang und wird immer länger: Der Gesetzgeber hat in den vergangenen Jahren Gesetze auf den Weg gebracht, die die schlechten Rahmenbedingungen in den Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten zementieren. Bei jedem neuen Gesetz zucken Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Teams zusammen und fragen sich, welche sinnlose Regelungen die Politik sich diesmal ausgedacht hat.
Und das trifft natürlich auch Sie als Patient. Ein Beispiel: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat für 2023 die kostendeckende Vergütung für zeitintensive Neupatienten gestrichen. Keine gute Idee. Der Wegfall der Neupatienten-Regelung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Praxen keine neuen Patienten mehr aufnehmen.
Und was passiert jetzt?
Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten und ihre Teams werden nicht kampflos klein beigeben. Diese Information ist ein Teil einer Kampagne, die der Öffentlichkeit und der Politik aufzeigen will, was schiefläuft. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja vernünftige Politiker, die sich an die Seite der Praxen stellen?