Jede dritte Arztpraxis arbeitet weniger – weil es nicht genug Medizinische Fachangestellte gibt


Jede dritte Arztpraxis in Bremen und Bremerhaven hat bereits bzw. muss ihre Praxistätigkeit reduzieren, weil es an Medizinischen Fachangestellten (MFA) mangelt. Das ist ein Ergebnis einer Erhebung durch die Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen. Rund 17 Prozent der Befragten denken sogar über eine Praxisaufgabe nach.

Wenn es um Probleme in der medizinischen Versorgung geht, dann ist häufig von Ärztemangel die Rede. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Das belegt eine repräsentative Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) für die KV Bremen unter 282 Ärzten und Psychotherapeuten im Bundesland. „Viele Praxen würden gerne mehr versorgen, sie können aber nicht, weil ihnen schlicht das Personal für administrative Arbeiten und medizinische Hilfsaufgaben fehlt“, so die Vorstände der KV Bremen, Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans.
 
Der Fachkräftemangel hat auch die Arztpraxis erreicht – mit unmittelbaren Folgen für die Versorgung. Ein Drittel der Befragten geben an, dass sie ihre Praxistätigkeiten bereits reduziert haben bzw. es demnächst tun müssen, weil sie Stellen für Medizinische Fachangestellte nicht nachbesetzen können. Rund 17 Prozent der Befragten denken darüber nach, die Praxistür für immer zu schließen. 
 
Die Gründe für den MFA-Mangel liegen auf der Hand und werden auch durch die Zi-Befragung bestätigt. Demnach schrecken viele die Verdienstmöglichkeiten ab. Aber auch die geringe Wertschätzung und das häufig destruktive Verhalten mancher Patienten sorgen dafür, dass sich Interessenten oder Berufstätige MFA abwenden. „MFA sind das Rückgrat der Praxen. Ohne sie geht es nicht! Aber wenn Patienten ungehemmt pöbeln, die Politik den MFA keinen staatlichen Coronabonus gönnt und in den Medien nur die Pflegekräfte gelobt werden, dann spricht das Bände“, kommentieren die Bremer KV-Vorstände.
 
Weitere Erkenntnisse aus der Erhebung: 

  • Knapp 8 von 10 der Befragten haben Schwierigkeiten bei der Besetzung von MFA-Stellen. 
  • Fast 80 Prozent der befragten Ärzte und Psychotherapeuten schaffen bereits jetzt Gehaltsanreize bzw. haben dies vor und haben z.B. bereits einen Coronabonus für ihre MFA aus der eigenen Tasche finanziert.
  • Zwar werden heute auch Quereinsteiger und fachfremde Mitarbeiter eingestellt. Zeitarbeitsfirmen werden von der Mehrheit der Befragten noch nicht eingeschaltet.
  • Der MFA-Mangel ist ein Dauerbrenner. Fast 83 Prozent der befragten KV-Mitglieder gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten gesucht zu haben.