Allergien erkennen

Obwohl Heuschnupfen und andere Allergien häufig eher lästig als gefährlich erscheinen, ist es wichtig, so früh wie möglich mit einem Allergologen über die Erkrankung zu sprechen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen kann der Arzt feststellen, ob der Betreffende wirklich ein Allergiker ist und wenn ja, wogegen er allergisch reagiert. Denn nur, wer seine allergieauslösenden Substanzen – die so genannten Allergene – kennt, kann ihnen aus dem Weg gehen. Zum anderen gilt: Wer Heuschnupfen nicht rechtzeitig behandelt, geht das Risiko eines so genannten Etagenwechsels ein. Die Erkrankung greift dabei auf die Lunge über und ein allergisches Asthma entsteht!

 

Am Anfang steht das Gespräch

Der Allergologe wird sich zunächst die Beschwerden genau schildern lassen. Hierbei erfragt er unter anderem, ob sie nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten auftreten und sich bei bestimmten Wetterlagen bessern. Dieses Gespräch mit dem Patienten ist besonders wichtig. Danach kann der Allergologe entscheiden, ob eine Allergie wahrscheinlich ist und welche Allergieteste zum Einsatz kommen sollen. Auch kann er aus der Anamnese bereits wichtige Informationen darüber gewinnen, welche Allergene für eine Testung in Frage kommen.

Der Arzt informiert am Ende des Gespräches darüber, wie die Diagnostik weitergehen soll und was der Patient dabei beachten muss. Zum Beispiel ist es wichtig, bestimmte Medikamente rechtzeitig vor einem Allergietest abzusetzen, weil sie das Testergebnis verfälschen könnten. Wie es nun weitergeht, hängt von der Art der Symptome ab und davon, in welchem Zusammenhang sie auftreten. Meist steht am Anfang ein Hauttest.

Mit einem Hauttest geht es weiter

Bei den Hauttesten im Rahmen der Allergiediagnostik bringt der Arzt mögliche Allergene auf oder in die Haut, um zu sehen, ob sie dort eine lokal begrenzte allergische Reaktion auslösen.

  • Pricktest
    Bei den Typ I Allergien, zu denen auch die Pollenallergie, also der Heuschnupfen, gehört, verwendet der Arzt häufig den so genannten Pricktest. Dabei tropft er Allergenextrakte auf die Haut – meist am Unterarm. Anschließend sticht er mit einer sehr kurzen und feinen Spitze durch den Tropfen hindurch in die oberste Hautschicht. Der Test ist nicht schmerzhaft oder gefährlich. Wenn der Patient gegen die getestete Substanz allergisch ist, bildet sich innerhalb von rund einer Viertelstunde an der Teststelle eine Quaddel aus. Das ist eine juckende Anschwellung der Haut wie bei einem Mückenstich.
    Zur Kontrolle testet man auch eine Negativkontrolle (ohne Allergen) und eine Positivkontrolle (mit einem Stoff namens Histamin). Im Bereich der Negativkontrolle darf es nicht zur Ausbildung einer Quaddel kommen, bei der Positivkontrolle muss immer eine Quaddel auftreten, damit der Test auswertbar ist. Die Quaddeln können jucken, was aber meist nach wenigen Minuten wieder abnimmt.
  • Intrakutantest 
    Ein anderer Hauttest ist der „Intrakutantest“. Dabei spritzt der Arzt das Testallergen mit einer Spritze in die Oberhaut – meist am Rücken. Auch hier bildet sich eine Quaddel, wenn der Patient allergisch gegen die Substanz ist. Der Intrakutantest ist empfindlicher als der Pricktest. Allergologen verwenden zum Beispiel vor einer so genannten Hyposensibilisierung, um festzustellen, wie stark allergisch der Patient reagiert (vergleiche Allergien – so werden sie behandelt).
  • Scratchtest
    Der Scratch- oder Ritztest ist eine Variante des Pricktestes. Allergologen verwenden ihn häufig, wenn sie vermuten, dass der Patient auf eine Substanz allergisch reagiert, zu der es keine käuflichen Allergene gibt, mit denen sich ein Pricktest durchführen ließe, zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel. Zunächst ritzt der Arzt die Haut – meist am Unterarm – mit einem speziellen Instrument leicht ein. Anschließend tropft oder legt er das vermutete Allergen auf diese Stelle. Bei einer Allergie bilden sich auch hier Quaddeln aus. Wie beim Pricktest kontrolliert er die Aussagefähigkeit des Tests mit einer Negativ- (Kochsalz) und einer Positivkontrolle (Histamin).
  • Reibtest
    Der Reibtest ist der einfachste aber auch der unempfindlichste allergologische Hauttest. Bei ihm werden die Allergene auf ein begrenztes Hautareal – meist an der Innenseite des Unterarmes – aufgerieben. Wieder kontrolliert der Arzt, ob sich Quaddeln im Testbereich bilden. Der Allergologe verwendet diesen Test zum Beispiel, um festzustellen, ob sein Patient gegen die Haare eines bestimmten Haustieres allergisch ist. Als Negativkontrolle reibt er an einer anderen Stelle die Haut mit etwas Kochsalzlösung ein. An dieser Stelle darf sich keine Quaddel bilden, andernfalls hat die Reaktion weniger mit dem vermuteten Allergen als mit der mechanischen Reizung der Haut während des Reibens zu tun. Wenn dies der Fall ist, kann der Arzt nicht davon ausgehen, dass die Quaddelbildung eine Allergie anzeigt. Er muss sich dann einen anderen Test überlegen, um der möglichen Allergie auf die Spur zu kommen.

Die Auswertung der Hautteste

Für alle hier beschriebenen Teste gilt: Eine Quaddelbildung spricht dafür, dass das Immunsystem des Patienten mit der getesteten Substanz in Berührung gekommen ist und darauf mit der Bildung von Abwehrkörpern reagiert hat. Diese so genannte Sensibilisierung muss aber nicht zwangsläufig mit allergischen Symptomen einhergehen. Erst wenn ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Krankengeschichte des Patienten und einer im Test nachgewiesenen Sensibilisierung besteht, kann der Arzt von einer Allergie ausgehen.

In Zweifelsfällen kann ein Labortest weiterhelfen

Für einen allergologischen Labortest nimmt der Arzt dem Patienten etwas Blut ab und lässt es im Labor auf bestimmte Abwehrstoffe, so genanntes Immunglobulin E (IgE) untersuchen. Das Labor kann zum einen das Gesamt-IgE eines Patienten bestimmen: Bei Allergikern ist es im Vergleich zu Nichtallergikern häufig erhöht. Allerdings gibt es eine Grauzone bei der Konzentration des IgE im Blut: Liegt der Wert darunter, ist eine Allergie eher unwahrscheinlich, liegt er darüber, ist eine Allergie wahrscheinlich. Wenn die Blutkonzentration an Gesamt-IgE aber in der Grauzone liegen, kann der Arzt keine klare Entscheidung anhand dieses Laborwertes treffen. Die Bestimmung des Gesamt-IgE dient daher eher zu Orientierung.

Allergenspezifisches IgE

Im Gegensatz zum Gesamt-IgE bestimmt das Labor beim allergenspezifischen IgE nur den Anteil von IgE-Abwehrkörpern im Blut, der sich gegen ein bestimmtes Allergen richtet. Die Aussagekraft des allergenspezifischen IgE ist höher als die des Gesamt-IgE. Wie bei den Hauttesten gilt aber auch hier: Ein positives Testergebnis (Nachweis von allergenspezifischem IgE im Blut) bedeutet nur, dass das Immunsystem des Patienten mit der getesteten Substanz in Berührung gekommen ist und darauf mit der Bildung von IgE reagiert hat. Diese Sensibilisierung muss aber nicht zwangsläufig mit allergischen Symptomen einhergehen.
 

Provokationsteste können zur Sicherung der Diagnose beitragen

Bei den Provokationstesten werden die Allergene direkt an das Organ gebracht, an dem der Patient seine allergischen Beschwerden hat. Das sind häufig die Schleimhäute. Die Provokationsteste bieten im Gegensatz zu den Haut- und Bluttesten einen entscheidenden Vorteil: Mit ihnen kann in der Praxis die natürliche Allergenbelastung simuliert werden. Positive Testergebnisse besitzen daher eine höhere diagnostische Wertigkeit und können in Zweifelsfällen oft die Diagnose sichern. Da diese Testungen aber langwieriger sind und nicht so viele Allergene auf einen Schlag getestet werden können, kommen Sie nur bei speziellen Fragestellungen zum Einsatz. Alle Provokationsteste werden nur durchgeführt, wenn der Patient gerade weitgehend frei von Beschwerden ist.
 

Nasaler Provokationstest

Bei diesem Test sprüht oder tropft der Arzt die zu testenden Allergenextrakte auf die Nasenschleimhaut des Patienten. Bei einer Allergie stellen sich nach einer Wartezeit ie entsprechenden Symptome ein: zum Beispiel Nasenlaufen, Niesattacken und Augentränen oder -rötung.